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Verkehrsforum reloaded

Auf der Herbstsitzung 2023 des erweiterten Vorstands wurde beschlossen, dem Verkehrsforum einen eigenen und hochwertigen Rahmen zu geben, um die Attraktivität dieser Informations- und Diskussionsplattform noch einmal deutlich zu steigern.

Man hatte sich darum nicht nur dazu entschlossen, Verkehrsforum und Mitgliederversammlung voneinander zu trennen, sondern dem „Bürgerhauscharme“ den Rücken zu kehren und einen durch Lage, Baulichkeit und Bewirtung möglichst attraktiven Veranstaltungsort zu wählen. Die Verknüpfung mit einem interessanten Rahmenprogramm soll dabei zusätzlich für eine abwechslungsreichen Ablauf sorgen.

Mit dem Morgensternhaus in Fulda wurde dann auch ein schöner Veranstaltungsort für das Verkehrsforum 2024 gefunden, welches am 05. Juni stattgefunden hatte. Die Besichtigung des nahe gelegenen neuen tegut-Logistikzentrums versprach ein wahrhaft interessantes Rahmenprogramm und am wichtigsten natürlich: mit der Überschrift „Vom Erzeuger zum Verbraucher – Ein Realitätsscheck der Ideen zur Verkehrswende“ ein Thema, das sowohl viel interessante Information als auch kontroverse Diskussion verspricht.

Den Start gestaltete Stefanos Kotzagiorgis, Geschäftsführer TTS Trimode Transport Solutions GmbH und „Macher“ der im Auftrag des BMDV erstellten Gleitenden Langfristverkehrsprognose. Das es mit Unsicherheiten verbunden ist, wenn man Annahmen treffen muss, die die Entwicklung des Güterverkehrs Stand heute bis 2051 voraussagen ist klar. Wie groß diese sein können, zeigte die anschließende Diskussion, durch die mit größtmöglicher Souveränität wieder die hr-Moderatorin Conny Bächstädt geführt hat.

Mit Klaus Poppe, Geschäftsführer des Fachverbands Güterkraftverkehr und Logistik Hessen e.V. war ein hochkompetenter Kenner der Transportbranche auf Straße und Schiene Teilnehmer der Podiumsdiskussion und mehr als einmal um den Ausgleich bemüht, der sich aus den zusammengefassten Ergebnissen der Gleitenden Langfristverkehrsprognose nicht so recht einstellen wollte. In ihr wird dem Verkehrsträger Schiene keine wesentliche Rolle bei der Lösung der Transportprobleme attestiert.

Eine ganz andere Sicht auf die Dinge hatte Herr Dr. Bernhard Knierim, Referent Verkehrspolitik und Projekte der Allianz pro Schiene. Nicht nur, dass er die ein oder andere Eingangsgröße und Annahme in Frage stellte, die der Gleitenden Langfristverkehrsprognose zugrunde liegen, auch vermisst er die Phantasie und den Willen für neue Lösungen.

Und ob die Bahn die Gleise an so manchen Gewerbegebieten zurückgebaut hat, weil es dafür keine ausreichende Nachfrage gab, oder ob die mangelnde Nachfrage an der ungenügenden Leistungsfähigkeit der Bahn liegt war ein Punkt, der das beherzte Einschreiten der Moderatorin notwendig machte, um die mit 90 min für ein solches Thema doch reichlich knapp bemessene Diskussionszeit nicht völlig zu überschreiten.

Zu 100 % auf den LKW setzen muss die Fa. tegut, die mit Claus Goldbach, Leiter Logistik der tegut… Gute Lebensmittel GmbH & Co. KG den Verantwortlichen für die Beschickung aller über 300 tegut-Märkte von Göttingen bis München „ins Rennen“ schickte.

Von Superfrischwaren und Langsamdrehern, Märkten völlig unterschiedlicher Größenordnung bis hinunter zum teo-Markt ohne Bedienpersonal sind die logistischen Herausforderungen gewaltig – zu gewaltig für schienengebundene Systeme, die es niemals bis vor „die Haustüre“ schaffen werden. Das es dem Haus tegut nicht an Kreativität fehlt beweist der Umstand, dass sogar Beschickungsversuche mit Lastenrädern gestartet wurden, die sich aber als nicht durchführbar herausstellten.

Die Diskussion hat sehr lebendig gezeigt, dass ohne Fantasie, dem Willen aller Beteiligter – vom Erzeuger über den Lieferanten bis hin zum Verbraucher – das eigene Verhalten zu hinterfragen und anzupassen sowie eine Menge an notwendigen Investitionen und schnellen Genehmigungsprozessen die Verkehrswende wohl deutlich hinter den Erwartungen und Notwendigkeiten zurück bleiben wird. Noch ist es nicht zu spät – auch hier bleibt Bewegung wichtig.

Den Abschluss bildete dann noch die Besichtigung des tegut-Logistikzentrums in Michelsrombach. Hier wurde für einen niedrigen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe (mehr war nicht rauszukriegen) der zentrale Umschlagplatz für die Beschickung der über 300 tegut-Märke in Deutschland geschaffen. Die 90 min-Führung hat mehr als deutlich gemacht, welche gigantischen Herausforderungen an die Logistik gestellt werden, um die Verbraucher mit allen Waren ihres Bedarfs zu versorgen.

 

Bildunterschrift:

Impulsvortrag Stefanos Kotzagiorgis

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