DVR-VSVI Webseminar: “RSAS 2019 mit Fokus auf das Sicherheitsaudit im Bestand” Wir möchten Sie auf…
Mitgliederversammlung und Verkehrsforum am 14. Juni in Gießen
An gewohnter Wirkungsstätte in Gießen fand auch dieses Jahr die vormittägliche Mitgliederversammlung sowie das nachmittägliche Verkehrsforum mit abermals prominenten Diskussionsteilnehmern statt.
Gleich mit einer schlechten Nachricht stieg die Präsidentin Kathrin Brückner in ihren Vortrag ein: die Mitgliederzahlen sind abermals gesunken und liegen nun knapp unter 1.000. Auch wenn man sich mit dieser Entwicklung in guter Gesellschaft anderer Verbände und der gesamten BSVI weiß, ist dies doch ein Trend, der der Bedeutung der VSVI für die Fortbildung und dem Netzwerken nicht gerecht wird. Deswegen soll auch im Rahmen der Präsidialversammlung im Herbst über die Aufnahme weiterer Berufsgruppen mit Bezug zum Verkehrswegebau diskutiert werden.
Um die Attraktivität der Seminare weiter auf hohem Niveau zu halten – so wie die nach Corona wieder ansteigende Zahl der Teilnehmenden – wurde im Vorstand beschlossen, die Referenten-Honorare anzuheben. Für Nicht-Mitglieder wird dies aber gleichzeitig mit steigenden Seminargebühren einher gehen.
Die gute Arbeit am Internetauftritt sowie die Installation eines VSVI-LinkedIn-Kanals durch das Vorstandsmitglied Stephan Harnischfeger wurde durch die Präsidentin ausdrücklich gelobt und von allen Anwesenden ausführlich beklatscht.
Die Seminare waren auch im zurückliegenden Zeitraum wieder ein großer Erfolg; die online-Anmeldung hat sich für die Planung und die Abwicklung – trotz gewisser Anlaufschwierigkeiten – bewährt und soll in jedem Fall beibehalten werden. Ohne online-Anmeldung wird eine Teilnahme zukünftig nur unter erhöhten Teilnahmegebühren möglich sein; bei ausgebuchten Seminaren gar nicht. Auch die im Herbst 2022 erstmals angebotenen Halbtages-Webinare haben sich großer Beliebtheit erfreut und sollen beibehalten werden.
Ein Ausblick über die Tätigkeiten und Exkursionen der Bezirksgruppen sowie der BSVI ergänzte den Vortrag der Präsidentin, der mit großem Applaus von der Mitgliederversammlung zur Kenntnis genommen wurde.
Im Anschluss referierte der Schatzmeister Christoph Dollinger zu den soliden und gut geführten Finanzen, die auch die Rechnungsprüfer nur lobend hervorheben konnten. Die Neuorganisation im Bereich der Kasse zeigt große Wirkung hinsichtlich der Übersichtlichkeit sowie der Verstetigung der Einnahmesituation. Auch aus den Reihen der anwesenden Mitglieder wurde diesbezüglich großes Lob geäußert.
Bei der anschließenden Wahl des Vorstands musste selbiger von Herrn Dr. Volker Mattheß Abschied nehmen, der nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stand. Mit einem großen Applaus, dem herzlichen Dank der Präsidentin und einem Blumenstrauß wurde Dr. Mattheß für seine Jahre als erfolgreicher Seminarbeauftragter gedankt.
Herr Julian Becker, Hessen Mobil, hat sich als zukünftiger Seminarbeauftragter zur Verfügung gestellt und wurde einstimmig von allen Anwesenden in dieses Vorstandsamt gewählt, wozu wir ihm ausdrücklich gratulieren!
Podiumsdiskussion „Umweltgerechte Mobilität – Im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land”
Am Nachmittag fand dann das VSVI-Verkehrsforum zum Thema „Umweltgerechte Mobilität – Im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land” statt. Mit Conny Bächstädt vom HR war es gelungen, eine versierte und auch um Konfrontation nicht verlegene Moderatorin zu gewinnen, die sich nicht mit oberflächlichen Aussagen abspeisen ließ und auch den Gang ins Publikum nicht scheute.
Ein Höchstmaß an Flexibilität wurde durch den Geschäftsführer Daniel Eckhardt bewiesen, der die ungeplant nicht angereiste Vortragsrednerin Frau Prof. Dr.-Ing. Stefanie Bremer von der Uni Kassel kurzerhand per WebEx aus Hamburg nach Gießen holte und so konnten nicht nur ihr sehr fundierter Impulsvortrag, sondern auch ihre Diskussionsbeiträge für hitzige Debatten sorgen.
Zeigten sich doch im Vortrag an manchen Stellen schon fast fatalistische Züge angesichts der enormen Spannungsfelder zwischen den Anforderungen der mehrheitlich in der Fläche wohnenden Bevölkerung und derjenigen – die aktuelle Diskussion bestimmenden – Minderheit, die ihre kurzen Wege mit einer breiten Palette an gut erreichbaren individuellen und öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegen können. Eine auch nur mittelfristige Lösung ist laut Prof. Bremer eingedenk der dafür einzusetzenden materiellen, finanziellen und personellen Mittel nicht in Sicht oder auch nur erstrebenswert im Sinne eines Aufwand-Nutzen-Verhältnisses.
Bewusst auf Spannung angelegt war das Feld der Teilnehmenden an der Podiumsdiskussion.
Mit dem Gießener Bürgermeister Alexander Wright von den Grünen war ein pragmatischer aber durchaus das Thema Verkehrswende und Mobilität sehr ernst nehmender prominenter und nah am Bürger agierender Macher vertreten. Gerade Gießen, mit einem sehr städtischen Kern aber eben auch fünf umliegenden, anzuschließenden Ortsteilen weiß um den Spagat zwischen individueller und öffentlicher Nahmobilität und den Ansprüchen an individuelle Lösungen für nicht mehr durch Fußgänger oder Radfahrende zu erschließende Entfernungen.
Spannend waren die Schilderungen von Bürgermeister Wright zu dem nur wenige Tage nach dem Verkehrsforum umgesetzten Einbahnstraßenprinzip des Gießener Anlagenrings. Hier soll in einer Testphase von einem Jahr auf dem die Gießener Kernstadt umgebenden, viel befahrenen Anlagenring die Hälfte der Breite dem nicht-motorisierten Individualverkehr weichen und der Rest nur noch gegen den Uhrzeigersinn verkehren können.
Nicht ganz leicht in der Diskussionsrunde hatte es der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, Bernhard Gässl, stehen die von ihm vertretenen Unternehmen doch geradezu exemplarisch als Vorreiter für den Weg hin zur bezahlbaren und umweltfreundlichen Mobilität für alle.
Dabei konnte Herr Gässl auf Nachfrage durch Conny Bächstädt nicht umhin zuzugeben, dass die dafür notwendigen Investitionen und das nicht nur für den Bau, sondern auch für den Betrieb notwendige Personal einen Flaschenhals darstellen, der so schnell und einfach nicht aus der Welt zu schaffen ist. Gleichwohl führt für das Ziel, einer die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordernden und gleichzeitig umweltgerechten Mobilität, kein Weg am Ausbau des ÖPV vorbei.
Mit Dr. Thomas Novotny aus dem Dezernat Mobilitätsstrategien von Hessen Mobil betonte auch anhand von praxisnahen Beispielen ein weiterer kompetenter Vertreter die unterschiedlichen Ansprüche an die Mobilität, die nicht nur im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land, sondern beispielsweise auch zwischen jung und alt, gesund und krank, Laptop und Handwerk bestehen. Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche – die sich ganz häufig einem bloßen Mentalitätswandel aufgrund der Rahmenbedingungen verschließen – wird man weiter auf unterschiedliche Lösungsansätze zurückgreifen müssen.
Nach gut 90 Minuten beendete die Moderatorin eine sehr lebhafte, mit viel Fachwissen geführte Diskussion unter dem donnernden Applaus des Publikums – das leider an Anzahl deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Hier gilt es für die Zukunft mehr Präsenz zu erreichen – Themen und Vortragende sind es allemal wert.